Hauptverwaltung EnBW Stuttgart
Das Energieunternehmen EVS (heute EnBW) wünschte eine Erweiterung seines Hauptsitzes in Stuttgart. Es handelt sich um einen städtischen Block, dessen südlicher Grundstücksteil erstmals in den siebziger Jahren überplant worden war – mit einem bemerkenswerten Bürobau der Architekten Kammerer und Belz. Es galt nun, diesen im restlichen, größeren Grundstücksbereich zu ergänzen und beide Baukörper zu einer Einheit zusammenzufassen.
Entlang der Straßen wird der Blockrand mit zweihüftigen Bürobünden geschlossen. Auf der Nordostseite liegt die Eingangshalle, die direkt an den Altbau anschließt und die Tiefe der Bürobünde aufnimmt. Eine Querspange verbindet Neu und Alt, wodurch sich zwei Innenhöfe ergeben: Der eine ist der Eingangshalle zugeordnet und wird durch die Querspange erschlossen, der andere wird vom Volumen eines großen Betriebsrestaurants ausgefüllt.
Im Erdgeschoss findet sich gegenüber dem Haupteingang eine 1,60 Meter hohe, über die gesamte Gebäudebreite reichende Fensteröffnung. In Längsrichtung teilt sie ein gleich breites Wasserbecken, das den Außenraum mit dem Inneren der Halle verbindet. Darüber erhebt sich eine sich nach oben hin zunehmend neigende Wand, die durch runde Oberlichter beleuchtet wird. Ihr unterer Abschluss ist gerundet und reflektiert die Spiegelungen des hellblau beschichteten Wasserbeckens. Die Halle ist weiß gestrichen, sich ständig verändernde Farbakzente werden lediglich auf den Innenwänden gesetzt, und zwar durch den Widerschein der Wasserfläche.
Die Bürogrundrisse beruhen auf festen Zimmergrößen. So konnten die in beleuchteten Nischen befindlichen Türen zum Flur in regelmäßigen Abständen angeordnet werden. Die Wände zum Flur sind aus Gründen der Beständigkeit in Sichtmauerwerk ausgeführt, die Trennwände in Querrichtung hingegen in Leichtbauweise erstellt. Um mehr Stauraum zu erhalten, wurden Ausziehschränke entwickelt.
Der den Speisesaal beherbergende Innenhof ruht auf einem eigenen, vom übrigen Bau getrennten Tragwerk und wird visuell von einer gemauerten, 10 Meter überspannenden Tonne geprägt. Die Ziegel sind von innen sichtbar belassen, von außen mit Auflastbeton beschwert. Tageslicht gelangt über entlang der Längsseiten angebrachte Oberlichter in den Raum. Dieser wird auf drei Seiten umschlossen: auf zwei Seiten von der Küche mit ihren Nebenräumen sowie von weiteren Gästespeiseräumen, die unter dem nordöstlichen Bürotrakt liegen.
Energetische Fragen spielen für ein Unternehmen dieser Art eine besondere Rolle. Das gab uns die Gelegenheit, das Konzept der trägen Baumassen und den damit verbundenen Gedanken der Speichermassen weiterzuentwickeln. Wie beim Finanzamt in Reutlingen wurde auf das Konzept der geschlossen erscheinenden Eingangshalle gesetzt. Entsprechend wurden die Glasanteile der Fassade auf das gerade noch notwendige Maß reduziert. Die äußeren Flügel der eingesetzten Kastenfenster verfügen über einen ausgeklügelten Öffnungsmechanismus und ermöglichen so eine ausreichende Durchlüftung der Räume. Unter den Decken sind Klimasegel abgehängt, die die Kühlung und Heizung übernehmen. In der Praxis ermöglichen aber allein die inneren Lasten die Beheizung des Gebäudes. Die Baumassen reagieren gegenüber Temperaturschwankungen relativ stabil.
Bauherr:
EVS Energie-Versorgung Schwaben AG (EnBW), Stuttgart
Architekten:
Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart
Mitarbeit:
Marco Garcia-Barth, Alf Hoinkis, Dorothee Strauss, Oliver Cyrus, Boris Miklautsch, Sabine Birk, Alexander Mayer-Steudte, Roland Göppel, Andy Brauneis, Thilo Holzer, Marc Losch
Projektmanagement:
Drees & Sommer, Stuttgart / Berlin
Tragwerksplanung:
IBA – Acartürk & Partner, Stuttgart
Wettbewerb:
1992 – 1. Preis
Bauzeit:
1993 – 1997
Standort:
Kriegsbergstraße 32, 70174 Stuttgart
Auszeichnungen
Sonderpreis IWS ImmobilienAward 2021
Auszeichnung Guter Bauten, BDA 1999
Hugo-Häring-Preis, BDA 2000
Veröffentlichungen
BDA Landesverband Baden-Württemberg / Karl Krämer Verlag Stuttgart
Zweiter Blick – ein halbes Jahrhundert Hugo-Häring-Landespreise 1969-2019
2019
Stuttgarter Zeitung
24.07.2017
Stuttgarter Zeitung
01.12.2016
Stuttgarter Zeitung
29.10.2016
art
9 | 2016
DBZ
9 | 2016
Bauwelt
28+29 | 2016
Stuttgarter Zeitung
30.07.2016
Stuttgarter Zeitung
11.06.2016
Costruire in Laterizio
4 | 2014
Lederer, Arno / Ragnarsdóttir, Jórunn / Oei, Marc (Hg.):
Lederer Ragnarsdóttir Oei 1
Jovis Verlag Berlin 2012
Falk Jaeger (Hg.):
Lederer+Ragnarsdóttir+Oei
Berlin 2008
Carola Franke-Höltzermann (Hg.):
Neues Stuttgart. Stuttgarter Baukultur 1996–2006
Berlin 2005
Sonderveröffentlichung AIT + Intelligente Architektur
„Best of Europe Office“
1 | 2004
Markus Brodbeck, Darius Ramazani (Hg.):
40 Räume
Ludwigsburg 2004
Bulletin der Alvar Aalto Gesellschaft
13 | 2001
Stuttgarter Zeitung
31.05.2001
Archithese
2 | 2001
Jürgen Knirsch:
Büroräume – Bürohäuser
Leinfelden-Echterdingen 2001
Institut für internationale Architektur-Dokumentation (Hg.):
Mauerwerkatlas
München 2001
Architekturgalerie am Weißenhof (Hg.):
Drinnen ist anders als draußen
Baunach 2001
Galerie Aedes (Hg.):
Drinnen ist anders als draußen
Berlin 2000
Bund Deutscher Architekten BDA, Landesverband Baden-Württemberg (Hg.):
Architektur in Baden-Württemberg; BDA-Auszeichnungen 1999 | 2000
Stuttgart 2000
Technik Am Bau
8 | 1999
Detail
2 | 1999
Klaus Siegele (Hg.):
db – Detailbuch (Band 1)
Stuttgart 1999
Detail
7 | 1998
Deutsche Bauzeitschrift
6 | 1998
Architektur Innenarchitektur Technischer Ausbau
4 | 1998
Deutsche Bauzeitung
3 | 1998
Licht – Lumière. Louis Poulsen
Kopenhagen 1998
Wolfgang Bachmann (Hg.), Haila Ochs (Texte):
Lederer Ragnarsdóttir Oei
München 1995
Fotos
Roland Halbe, Stuttgart
Ralph Richter, Düsseldorf