Kindergarten Tübingen
Nachdem im Wettbewerb noch eine reine Wohnbebauung gefordert war, erfuhr das Programm im Zuge der Umsetzung eine wesentliche Änderung: Ein zweizügiger Kindergarten mit Außenflächen bildet nun das Zentrum der Anlage – mit einem Wohnhaus für Behinderte, einem kleinen Gebäude für Wohnzwischennutzung sowie einer Tiefgarage –, die auf einem engen Grundstück in der Altstadt ihren Platz gefunden hat. Für den Entwurf war die Altstadtbildsatzung aus den siebziger Jahren maßgebend. Wenn sich auch damals viele engagierte Architekten gegen gestalterische Verordnungen dieser Art aussprachen, betrachten wir sie aus heutiger Sicht als Vorteil, da sie Neu und Alt erfolgreich zu einer harmonischen Einheit zu verbinden vermag. So ergänzen hier etwa die neuen Wohngebäude der Anlage rund um den Kindergarten den Altstadtbestand relativ unauffällig.
Um dem Flächenbedarf trotz beengter Verhältnisse zu entsprechen, haben wir den Grundriss des Kindergartengebäudes gerundet. In den Baukörper ist eine runde Treppe eingefügt, die als zentrale Haupterschließung die Ebenen verbindet. Schon beim Betreten des Gebäudes können die Kinder bis unters Dach sehen. Im Eingangs- sowie im ersten Obergeschoss ist jeweils eine Gruppe mit ihren Haupt- und Nebenräumen untergebracht. Im Dachgeschoss befindet sich ein Bewegungsraum. Vor dem Eingang des Kindergartens findet sich ein auf Stützen gelagertes Nachbargebäude. Hier können sich wartende Kinder bei schlechter Witterung unterstellen.
Da der Kindergarten von der Straße aus nur teilweise sichtbar ist, entschieden wir uns für eine kräftige Farbgebung: Der Sockel ist blau verputzt, die weißen Holzwerkstoffplatten sind mit gelben Deckleisten versehen.
Bauherr:
Universitätsstadt Tübingen
Architekten:
Lederer Ragnarsdóttir, Stuttgart
Mitarbeit:
Reinhard Staub
Wettbewerb:
1983
Bauzeit:
1985 – 1988
Standort:
Lange Gasse 54, 72070 Tübingen
Auszeichnungen
Auszeichnung Beispielhaftes Bauen
Architektenkammer Baden-Württemberg
Anerkennung Walter-Hesselbach-Preis
Bank für Gemeinwirtschaft AG
Auszeichnung guter Bauten, BDA
Besondere Anerkennung Leon-Battista-Alberti-Plakette
BDA und Arbeitsgemeinschaft Ziegeldach e.V
Veröffentlichungen
Lederer, Arno / Ragnarsdóttir, Jórunn / Oei, Marc (Hg.):
Lederer Ragnarsdóttir Oei 1.
Jovis Verlag Berlin 2012
Falk Jaeger (Hg.):
Lederer + Ragnarsdóttir + Oei.
Berlin 2008
Wolfgang Bachmann (Hg.), Haila Ochs (Texte):
Lederer Ragnarsdóttir Oei.
München 1995
Walter Kroner:
Architektur für Kinder.
Stuttgart 1994
Deutsche Bauzeitung
7 | 1994
Architektur + Wettbewerbe
152 | 1992
Arbeitsgemeinschaft Ziegeldach e.V. (Hg.):
Wettbewerbsergebnisse 1989 | 90.
Ziegeldächer in der Architektur.
Bonn 1991
Bauwelt
2-3 | 1990
Das deutsche Malerblatt
11 | 1989
Baumeister
12 | 1988
Karl Wilhelm Schmitt (Hg.):
Architektur in Baden-Württemberg nach 1945.
Stuttgart 1985
Fotos
Roland Halbe, Stuttgart