Mehrzweckhalle Pforzheim
Im Zentrum eines ländlich geprägten Pforzheimer Vororts liegt diese Mehrzweckhalle. Um trotz des geringen Budgets eine städtebaulich ansprechende Lösung zu finden, wurde das kistenähnliche Volumen der Halle durch ein übergreifendes Vordach und einen frei vor das Haus gestellten Zylinder mit Umkleide- und Technikräumen aufgelöst. Vor dem Haupteingang legten wir einen Platz an, der für Feierlichkeiten im Freien gedacht ist. Aus Gründen der Sparsamkeit verblieb der gesamte Aushub auf dem Grundstück und diente der späteren Modulierung des Geländes.
Für das Dachtragwerk entwickelten wir zusammen mit dem Tragwerksplaner Binder aus Flachstahl, deren Ausknicken durch seitlich aufgeschraubte Holzbalken verhindert wird. Da auf der Ostseite – aufgrund der Anordnung von Küche, Nebenräumen und darüberliegender Tribüne – der Einbau von Fenstern nicht möglich war, wird das Licht hier über ein großes, sich längsseitig über die Halle spannendes Shed ins Haus geführt. Innen ist dieses durch Schotts in einzelne Lichtkästen geteilt, deren Seitenwände das Tageslicht auch in Längsrichtung reflektieren. Auf der gegenüberliegenden Seite öffnen Glastüren den Blick auf die westlich gelegene Grünfläche.
Die Fassaden der Halle sind hellblau verputzt. Der runde Baukörper ist dagegen mit einer dunklen Holzschalung mit weißen Deckleisten verkleidet.
Die Mehrzweckhalle zeigt, wie ein geringes Budget bei der Erstellung nicht nur zur einfachsten Ausführung zwingt, sondern auch zu einem erhöhten Aufwand im Unterhalt führen kann. Diesen Zusammenhang wollen oder können viele Vertreter der öffentlichen Hand nicht erkennen.
Bauherr:
Stadt Pforzheim
Architekten:
Lederer Ragnarsdóttir, Stuttgart
Mitarbeit:
Roman Adrianowytsch, Stefan Raab, Reinhard Staub
BRI:
10.330 cbm
Nutzfläche:
1.500 qm
Wettbewerb:
1988 – 1. Preis
Bauzeit:
1989 – 1991
Standort:
Zum Nagoldblick 2-4, 75181 Pforzheim-Huchenfeld
Auszeichnungen
Auszeichnung guter Bauten, BDA
Auszeichnung Beispielhaftes Bauen
Architektenkammer Baden-Württemberg
Veröffentlichungen
Bauwelt
32 | 1992
Deutsches Architektenblatt
9 | 1994
Deutsche Bauzeitung
7 | 1994
Egon Schirmbeck (Hg.):
Zukunft der Gegenwart.
Stuttgart 1994
Wolfgang Bachmann (Hg.), Haila Ochs (Texte):
Lederer Ragnarsdóttir Oei.
München 1995
Baumeister
1 | 2000
Falk Jaeger (Hg.):
Lederer + Ragnarsdóttir + Oei.
Berlin 2008
Lederer, Arno / Ragnarsdóttir, Jórunn / Oei, Marc (Hg.):
Lederer Ragnarsdóttir Oei 1.
Jovis Verlag Berlin 2012
Fotos
Roland Halbe, Stuttgart