Temporärer Sitz des Bundesverfassungsgerichts Karlsruhe
Das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe benötigte aufgrund notwendiger Sanierungsmaßnahmen für einen Zeitraum von drei bis vier Jahren ein Ausweichquartier. Es fanden sich hierfür Räume in einer am Stadtrand gelegenen Kaserne. Für die Umgestaltung der öffentlichen Bereiche hatte das zuständige Bauamt einen kleinen Wettbewerb ausgelobt, der zeigen sollte, wie mit einem Aufwand von 1,5 Millionen Euro die Baulichkeiten für das höchste deutsche Gericht technisch und gestalterisch »geliftet« werden können. Unser Teil der Aufgabe umfasste den Eingangsbereich, den Senatssaal und den großen Sitzungssaal sowie die öffentlichen Flurbereiche.
Damit der in Distanz zum Pförtnerhäuschen gelegene Eingangsbereich bereits von der Einfahrt aus sichtbar ist, legten wir vor den bestehenden Windfang die Sicherheitsschleuse, deren Fassade sich nach vorne hin in die Breite entwickelt. Der Bau ist eine Holzkonstruktion, die vollständig mit einer gummiartigen, weißen Beschichtung überzogen ist. Für den Senatssaal, der in einer Bürospange mit größerer Tiefe liegt, entwarfen wir ein hölzernes Innenfutter aus hellem Birkenholz, das die alte Raumkonfiguration nicht mehr erkennen lässt.
Öffentliche Sitzungen und Urteilsverkündungen finden im ehemaligen Kinosaal der Kaserne statt. Dessen Schnitt wurde durch den Einbau einer Presseempore verändert. Die seitlichen Stützen der Fassade wurden durch eine vorgestellte Fassade freigestellt, wodurch der Innenraum nun sehr viel größer wirkt. Die Gestaltung des Bundesadlers aus 2265 hinterleuchteten Plastikröhrchen gehörte zum Leistungsumfang.
Bauherr:
Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, vertreten durch die Oberfinanzdirektion Karlsruhe, Bundesbau Baden-Württemberg, Staatliches Hochbauamt Baden-Baden
Architekten:
Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart
Mitarbeit:
Jan Paul Wessely
Architekten (nicht-öffentliche Bereiche):
Staatliches Hochbauamt Baden-Baden
Tragwerksplanung:
SLP Ingenieurbüro für Tragwerksplanung, Karlsruhe
Gebäudetechnik Elektro:
Planungsbüro Gantert und Braun GmbH, Oberhausen
Gebäudetechnik HLS:
Engineering Consult GmbH, Karlsruhe
BGF:
7.500 qm (Gesamtmaßnahme)
BRI:
25.000 cbm (Gesamtmaßnahme)
Wettbewerb:
2009 – 1. Preis
Bauzeit:
2010 – 2011
Standort:
Rintheimer Querallee 11, 76131 Karlsruhe
Auszeichnungen
Beispielhaftes Bauen Stadt Karlsruhe 2005-2012
Gestaltungspreis der Wüstenrot Stiftung 2012
best architects 13 Award 2012
Hugo-Häring Auszeichnung BDA 2011
Veröffentlichungen
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (Hg.):
Kunst am Bau. Projekte des Bundes 2006-2013.
Jovis Verlag Berlin 2014.
Lederer, Arno / Ragnarsdóttir, Jórunn / Oei, Marc (Hg.):
Lederer Ragnarsdóttir Oei 1.
Jovis Verlag Berlin 2012
ECOLA European Conference of leading architects 2012
AIT Edition 9 | 2012
Peter Cachola Schmal, Christina Gräwe (Hg.):
Deutsches Architektur Jahrbuch 2012
München 2012
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung (Hg.):
60 Jahre Bauen für den Bund in Baden-Württemberg.
Karlsruhe 2012
db deutsche bauzeitung
10 | 2011
Stuttgarter Zeitung
Amber Sayah: „Ein bisschen Glanz muß sein“
10.08.2011
Metamorphose
5 | 2011
Bauwelt
32 | 2011
Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung:
„Temporärer Amtssitz Bundesverfassungsgericht“ 2011
Bund Deutscher Architekten BDA, Kreisgruppe Karlsruhe:
„Architektur in Baden-Württemberg“ 2011
Fotos
Roland Halbe, Stuttgart